Unter diesem Titel erschien in der Zeitschrift für Rheumatologie kürzlich eine Sekundärauswertung von Daten der RheumaDat-Panel-Befragung, in der erwachsene Menschen mit rheumatischen Erkrankungen (Rheumatoide Arthritis, Arthrosen, Fibromyalgie u. ä.) im Zeitraum von Juni 2002 bis Juni 2004 unter anderem zur Inanspruchnahme medizinischer, therapeutischer und psychosozialer Versorgungsleistungen befragt worden waren.
Die Sekundärauswertung geht der Frage nach, wie es um die Versorgungshäufigkeit mit Ergotherapie bestellt ist und welche soziodemografischen und krankheitsbezogenen Faktoren die Inanspruchnahme von Ergotherapie bei diesem Klientel evtl. beeinflussen. Sie basiert auf der Auswertung von 907 Datensätzen zum ersten Befragungszeitpunkt (Juni 2002). Unter anderem zeigen die Ergebnisse einen sehr geringen Versorgungsgrad mit Ergotherapie, der im Durchschnitt (alle Befragten) bei 8% liegt. Am häufigsten bekamen Menschen mit rheumatoider Arthritis (13%) Ergotherapie. Insgesamt scheint die Versorgung mit ergotherapeutischen Leistungen nicht durchgängig systematisch zu erfolgen: nur bei Arthrose ließ sich aus den analysierten Daten der Schluss ableiten, dass diejenigen Patienten (häufiger) Ergotherapie bekommen, die älter, länger erkrankt und schwerer beeinträchtigt sind. Bei rheumatoider Arthritis und Fibromyalgie ließ sich dagegen keine solche Systematik zeigen. Durchgängig in allen Diagnosegruppen schienen allerdings privat (zusatz-)versicherte Patienten häufiger mit Ergotherapie versorgt zu sein.
Die insgesamt sehr knappe und relativ wenig systematische Versorgung mit Ergotherapie steht im Widerspruch zur Evidenz für die Effektivität von Ergotherapie bei rheumatischen Erkrankungen, die die Autoren in der Einleitung des Artikels näher beschreiben (z.B. vielfache Empfehlungen für Ergotherapie in nationalen und internationalen Leitlinien; systematische Übersichtsarbeiten usw.).
Die Autoren kommen deshalb zu dem Schluss, dass eine Unterversorgung rheumatisch erkrankter Patienten im Rahmen der Heilmittelversorgung vermieden werden sollte. Zudem sollten auf der Basis prospektiver klinischer Studien die Auswirkungen ergotherapeutischer Interventionen auf spezielle Subgruppen (z.B. in Abhängigkeit von Alter, Schweregrad der Funktionseinschränkung usw.) getestet und auf dieser Basis im nächsten Schritt effektive Versorgungsschemata entwickelt werden. Deren Implementierung (Einführung und praktische Umsetzung) sollte dann wiederum beobachtet und ihre Wirksamkeit unter Alltagsbedingungen getestet werden. Dadurch würde es mittelfristig möglich, wissenschaftlich fundierte Praxisempfehlungen zur adäquaten Versorgung von Menschen mit rheumatischen Erkrankungen mit Ergotherapie zu entwickeln.
Bereits im Oktober 2009 hatte der GEK-Report auf eine gravierende Unterversorgung von Menschen mit rheumatoider Arthritis (RA) hingewiesen: Von den GEK-Versicherten erhielten danach nur 2% mit RA Ergotherapie (GEK-Report 2009, S. 95; wir berichteten in DVEaktuell 11/2009).
Thieme H, Löffler K, Borgetto B. Defizite der ergotherapeutischen Routineversorgung bei rheumatischen Erkrankungen. Ergebnisse der RheumaDat-Panel-Befragung. Z Rheumatol 2009; DOI 10.1007/s00393-009-0594-4 (online first)
GEK-Report: https://www.gek.de/service/medien-center/gekstudien/hilfsmittelreport.html
Es gibt viele Arten von Schmerzen und jeder Mensch hat ein eigenes Schmerzempfinden. Über ganz besonders quälende Schmerzen, verbunden mit Schwellungen und reißendem Ziehen, berichten jedoch Rheuma-Patienten. Steht die Diagnose fest, ist schnelles Behandeln ebenso notwendig wie das eigene Handeln. Und das bedeutet in Bewegung bleiben. Was sich für Gesunde einfach liest, heißt für rheumakranke Menschen: Schritte tun, obwohl gerade dies dem Körper noch mehr Schmerzen bereitet oder die Hände benutzen, obwohl sie die Kraft nicht aufbringen können! Ergotherapeuten unterstützen Betroffene dabei, mobil zu bleiben. Darüber hinaus helfen sie ihnen, ihre Krankheit mental zu bewältigen. Auch motivieren sie ihre Patienten mit Rheuma in jeder Therapieeinheit und finden dabei neue, passende Möglichkeiten, den Alltag zu erleichtern und wieder mehr Lebensqualität zu erfahren.
Anzeichen für rheumatische Erkrankungen sind Schmerzen in Gliedern und Gelenken verbunden mit mangelnder Beweglichkeit. Betroffene berichten häufig von einer "Morgensteifheit" in Fingern oder Zehen; erst einige Zeit nach dem Aufstehen lassen sie sich bewegen. Weitere Merkmale sind Gelenkschmerzen, die auch bei Ruhigstellung nicht nachlassen, warme Gelenke oder auch Schwellungen. Da Rheuma häufig phasenweise verläuft, wird es oft unterschätzt: Viele Betroffene erfahren von ihrer Erkrankung erst nach Jahren des Leidens. Doch für eine gezielte Therapie ist es wichtig, so früh wie möglich einzugreifen.
In der ergotherapeutischen Behandlung lernen Betroffene mit ihren Bewegungseinschränkungen umzugehen: Wie kann ich mich schmerzfrei bewegen und eine körperliche Überlastung vermeiden? Die so genannte Gelenkschutzberatung hilft im Alltag aktiv zu bleiben. Typische Bewegungsabläufe beim Anziehen, bei der Körperpflege und im Haushalt werden mit dem Ziel trainiert, sie möglichst gelenkschonend auszuführen. Mit ein bisschen Übung ist ein schmerzfreies und selbstständiges Leben oft wieder möglich. In akuten Phasen trägt die Ergotherapie, häufig in Kombination mit Kälte- oder Wärmeanwendungen, zur Linderung von Schmerzen bei. Gelenk- und muskulaturschonende Sportarten wie Schwimmen oder Gymnastik beugen weiteren Schädigungen vor und geben den Betroffenen ein Stück Normalität zurück. Ergotherapeuten bieten hierfür spezielle Therapiegruppen an, in denen auf die Probleme der Betroffenen eingegangen wird.
Rheumatische Erkrankungen treffen keinesfalls nur Menschen der älteren Generation. Die Mehrheit der Betroffenen ist zwischen 35 und 50 Jahren alt. Nach Schätzungen der deutschen Rheuma-Liga leiden etwa 15.000 Jugendliche unter 16 Jahren an dieser weit verbreiteten Krankheit. Frauen sind dreimal so häufig betroffen wie Männer. Unabhängig von Alter und Geschlecht des Patienten gilt: Ergotherapeutische Maßnahmen, nach Möglichkeit unmittelbar nach der Diagnose, stellen eine wichtige Säule der Behandlung dar, um Beweglichkeit und Selbstständigkeit des Patienten zu erhalten.
Ergebnisse der Studie "Schnecke - Bildung braucht Gesundheit" belegen den positiven Einfluss von regelmäßigen Gleichgewichtsübungen auf schulische Leistungen in Deutsch und Mathematik
Im Jahr 2007 startete das Projekt "Schnecke - Bildung braucht Gesundheit". Die Studie, deren Name in Anlehnung an die Schnecke des Innenohres entstand, befasst sich mit drei Wahrnehmungssystemen, die in engem Zusammenhang stehen: Hören, Sehen und Gleichgewichtssinn. Diese Systeme haben für den Alltag in Kindergarten, Schule, Beruf und Freizeit große Bedeutung. Denn Gesundheit und schulische Leistungen sind grundlegend für die spätere berufliche und soziale Situation eines Menschen. Je früher Gleichgewichtsschwierigkeiten, Seh- und Hörschwächen erkannt werden, desto besser sind die Möglichkeiten, diese Störungen pädagogisch und medizinisch zu behandeln.
Prävention für besseres Lernen Ziel des Projektes "Schnecke" ist es, Hörschäden vorzubeugen, Seh- und Gleichgewichtsschwierigkeiten präventiv zu begegnen sowie vorschulischen, schulischen und außerschulischen Lärm zu senken. Damit werden das Lernumfeld sowie die Lernergebnisse in allen Alters- und Schulformen gefördert.
Details zum Projekt "Schnecke - Bildung braucht Gesundheit" erhalten Sie auf www.schuleundgesundheit.hessen.de
Im September 2012 machte "Autism Speaks" die Ergebnisse einer interessanten Umfrage bekannt. "Autism Speaks" ist die weltweit führende Organisation für die Erforschung und Anwaltschaft für Autismus. Im Rahmen ihrer Arbeit hatte die Organisation die Mitglieder des sozialen Netzwerks "myautismteam", um Erfahrungsberichte gebeten. MyAutismTeam ist ein nicht-medizinisches Internetforum für Eltern von autistischen Kindern.
Die Eingangsfrage war von "Autism Speaks" nicht allgemein und abstrakt formuliert (Welche Therapien sind die besten für Autismus?) sondern sehr persönlich. Die Eltern sollten auf die offene Fragestellung antworten: Welche Therapie hat bei Ihrem Kind am besten gewirkt?
Die Ergebnisse wurden im Blog der Website von "Autism Speaks" veröffentlicht. Sie zeigen einen Trend, der überrascht und die Weichen für die Autismusbehandlung neu stellen könnte. Von den 8.000 Eltern, die die Frage beantworteten, wurde Ergotherapie am häufigsten als die wirksamste Behandlung angegeben (39%), gefolgt von Sprachtherapie (27%) und Applied Behavior Analysis (15%).
"Autism Speaks" weist darauf hin, dass diese Ergebnisse nicht als wissenschaftlich validiert gelten, doch zeigen sie deutlich, was Eltern als hilfreich für ihr Kind wahrnehmen.
Die Gesellschaft für Sensorische Integration in Österreich (GSIÖ e.V.) stellt in einer Presseinformation (in deutscher Sprache) die Umfrage näher vor und erläutert die wichtigsten Merkmale der Ergotherapie bei Autismus.
Presseinformation des GSIÖ e.V. PDF
Mehr zur GSIÖ e.V.: www.sensorische-integration.org
Mehr von Autism Speaks: www.autismspeaks.com
Mehr von MyAutismTeam: www.autismteam.com